Im Gespräch mit
Gabriel Bueno
Americana, Brasilien
Hi Gabriel, bitte stell dich kurz vor.
Ich lebe in Americana, einer kleinen Stadt in der Nähe von São Paulo – Brasilien. Ich bin Merchandise Designer und Besitzer einer Bäckerei mit meiner Partnerin (Karina). Mein Vater hat früher mit Film fotografiert und war ein leidenschaftlicher Anhänger der analogen Fotografie, so dass ich in gewisser Weise immer damit in Berührung kam. Ich fange Anfang 2020 an zu fotografieren und tauche tief in dieses magische Universum ein.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Es bedeutet, ständig zu lernen, um besser zu verstehen, wer ich bin und mit was ich mich umgebe. Auch das Unwägbare, Unvorhersehbare, das alles magisch macht.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Für mich gibt es keine Nachteile. Ich genieße jeden Schritt des Prozesses. Wir leben in einer Kultur der Ungeduld, in der die Menschen an sofortige Ergebnisse gewöhnt sind. Für mich ist das analoge Verfahren das Gegenteil davon. Analog bringt mich zur Entschleunigung.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Die Bücher von Machiel Botman (Heartbeat) und Marcelo Greco (Abrigo) waren Wendepunkte in meinem Leben. Ich lernte eine andere Perspektive der Fotografie kennen. Mein Alltag, meine Familie, die Orte, an denen ich aufgewachsen bin, und die Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, sind die Hauptthemen meiner Fotografie. Trent Parte sagte einmal in einem Interview: „Die Dinge, die dein Leben beeinflusst haben, als du aufgewachsen bist, kommen auf andere Weise durch.“ Und ich denke, das ist wahr.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Ray K Metzker, Ralph Gibson, Saul Leiter, alle Mitglieder des Format Collective (Kit, Mikael, Nick, Lorenzo…), André Kertész, Cristiano Mascaro, Josef Sudek, Klavdij Sluban, Marcelo Greco, Machiel Botman, Michael Ackerman, Ernst Haas, Renato d’Agostin, Louis Faurer, Aaron Siskind, Gertrudes Altschul, José Yalenti, Ed Viggiani, Trent Parke.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Meine Leica R6.2, 50mm Objektiv mit einem Kodak Tri-X 400.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Die Distanz ist für mich immer ein wichtiges Element. Ich schieße gerne und warte eine Weile, bevor ich die Bilder entwickle, dann schicke ich sie zum Scannen. Ich fange gerade an, meine Fotos in einer kleinen Dunkelkammer zu drucken, die ich in meiner Wohnung eingerichtet habe, und das ist eine tolle Erfahrung.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Fotografiere einfach, ohne zu viel nachzudenken.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Instagram ist ein großartiges Instrument, wenn man weiß, wie es zu nutzen ist. Es ist toll, neue Künstler auf der ganzen Welt zu entdecken und mit ihnen in Kontakt zu treten. Aber meiner Meinung nach sollten Fotografien gedruckt werden; egal, ob es sich um ein Buch, ein Zine, ein einzelnes Bild oder eine Kopie nur für sich selbst handelt. Es muss auf irgendeine Weise materialisiert werden.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
Die Liste ist riesig, also werde ich 3 Bücher aufzählen, die ich gerade lese:
Josef Sudek: “The Window of My Studio”
Helena Rios: “Rios em Flor“
Ralph Gibson: „Spirit of Burgundy“