Im Gespräch mit
Christoph Schwarz
Innsbruck, Österreich
Hi Christoph, bitte stell dich kurz vor.
Ich lebe in Innsbruck, studiere Architektur und genieße es so oft wie möglich, die Stadt durch den Sucher neu zu entdecken. Vor etwa sechs Jahren bekam ich von meinem Vater eine alte Nikon FM2 geschenkt und war nach den ersten Filmen wirklich begeistert von den Ergebnissen, die man analog erzielen kann. Bis auf die Ausnahme eines miniDV Camcorders um Snowboard und Skatevideos zu produzieren war die FM2 meine erste Kamera.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Analoge Fotografie bedeutet für mich die absolute Entschleunigung. Beim Fotografieren muss ich mir die Zeit nehmen und mich ganz bewusst entscheiden, ob mir das Motiv und der Frame gut genug gefällt oder ob ich mir das Bild nicht vielleicht doch spare. Mir gefällt die simple Bedienung der meisten Kameras und der Charakter einer jeden Kamera. Manchmal sind sie wie ein Oldtimer, der nur bei der richtigen Außentemperatur anspringt.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Der große Vorteil ist für mich die Einschränkung in der Anzahl der Fotos, die ich schießen kann und ich dadurch viel aufmerksamer fotografiere. Mir gefällt sehr gut, den gesamten Prozess mit Entwicklung und Scan selbst in der Hand zu haben. Der einzige Nachteil ist für mich der Preis, den Filme mittlerweile kosten.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Anfänglich habe ich mich hauptsächlich mit Architektur auseinandergesetzt, aber mittlerweile versuche ich immer alle Aspekte meiner Umgebung festzuhalten. Meistens bin ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und erkunde die Stadt und lasse mich von einem Motiv zum nächsten treiben, bis die Filme voll sind oder die Sonne untergegangen ist. Ich liebe es so neue Städte zu erkunden und in Winkel vorzudringen, die man normalerweise als Besucher in einer neuen Stadt nicht zu Gesicht bekommt. Der wichtigste Aspekt ist mir die Komposition des Bildes in Kombination mit Form und Farbe. Dabei ist mir dann oft egal, ob es sich um Architektur im klassischen Sinne handelt oder ob es eine pinke Kehrschaufel ist, die vor einer grünen Wand hängt.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Auf jeden Fall! Hier sind einige wenige, die mir direkt einfallen: Svetlana Smirnova, Natalie Christensen, Jim Eyre, Robin Ek und Julien Babigeon.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Die Kamera meiner Wahl ist die Nikon FM3A, aus Kostengründen fotografiere ich fast immer mit Kodak Gold 200, da mir bis jetzt keine bessere Preis-Leistung untergekommen ist und mir der Look extrem gut gefällt.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Ich habe in Innsbruck alle Labore durchprobiert und entwickle seit vier Jahren alle meine Filme selbst. Anfänglich hatte ich Angst vor dem anscheinend komplexen Prozess, fand aber heraus, dass es eigentlich sehr unkompliziert und sehr viel günstiger ist als ein Labor für die Entwicklung zu bezahlen. Ich hatte bei hier ansässigen Laboren oft Ärger mit verkratzten Negativen oder anderen Schäden. Wenn ich jetzt einen Kratzer habe, weiß ich meist genau wo er herkommt und kann beim nächsten Mal vorsichtiger sein. Ich scanne meine Negative mit einem Plustek Opticfilm 8200i ai und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Ich weiß nicht, ob ich in der Position bin, anderen Fotografen einen Rat zu geben. Mir persönlich hat geholfen, mir bewusst Zeit nur für die Fotografie zu nehmen. Ich merke auch immer wieder, wie viel die Übung mitspielt. Wenn ich mal für ein/zwei Monate nicht fotografieren war, merke ich direkt in den Ergebnissen, dass mir die Übung fehlt.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Die Fotografie war für mich ein Hobby, mit dem ich vor Jahren angefangen und meine Bilder auf Instagram veröffentlicht habe. Erst auf Instagram habe ich gesehen, wie viele Leute es gibt, die die Art von Fotografie, die ich versucht, habe zu erreichen, schon perfektioniert hatten. Einerseits war Instagram für mich damit eine schöne Quelle der Inspiration und gleichzeitig eine Plattform, die mir gezeigt hat, dass es ein paar Menschen gibt, die Interesse haben, an dem, was ich für mich produziert hatte.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich kein einziges Fotobuch besitze und es mir dadurch schwerfällt Empfehlungen abzugeben. Was mir optisch sehr gut gefällt sind die Magazine und Fotobücher die Pomegranate Press zusammenträgt und vertreibt.