Hannes Caspar
© David Szubotics
Im Gespräch mit

Hannes Caspar

Berlin, Deutschland

Hi Hannes, bitte stell dich kurz vor.

Vor langer Zeit war ich Webdesigner, zu einer Zeit, in der jeder eine Webseite brauchte, aber nicht wusste wie man das macht. Allerdings habe ich mich zunehmend in dem Beruf gelangweilt und bin dann fast schon fluchtartig mit einer billigen Digital-Kamera draußen unterwegs gewesen, immer auf der Suche nach irgendwelchen Formen und Farben. Das konnten irgendwelche Schrauben oder Bretter auf Baustellen sein, aber auch interessante Bauwerke. Nach einer Zeit hat mich aber auch das gelangweilt, denn emotional haben diese Motive nichts für mich ausgesagt. Ich begann, Freunde und Bekannte zu fotografieren, immer noch mit der Digital-Kamera.

Irgendwann habe ich in Foto-Büchern gesehen, wie schön Portraits, die analog gemacht worden sind, ausschauen. Ich besorgte mir eine billige Pentacon Six Mittelformat Kamera und machte damit meine ersten analogen Versuche. Irgendwann kaufte ich mir eine Hasselblad 500cm und eine Pentax 67. Mit der Pentax arbeite ich schon seit 12 Jahren, ich liebe sie! Ich habe mir alles selbst beigebracht, ich fand die Schulzeit früher fürchterlich. Für mich war also klar, dass ich mich nicht in einem schulischen Umfeld künstlerisch entwickeln wollte.

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Eine sehr große Bedeutung. Ich mag es, dass das Bild sehr viel erzählerischer ist als ein Digitales. Es steckt so viel mehr Magie und Kraft in analoger Fotografie. Trotzdem haben auch digitale Kameras Vorteile gegenüber Analogen, gerade wenn man Menschen fotografiert. Der Workflow ist schneller und man kann sich Momente „erarbeiten“, in denen dann erst die analoge Kamera zum Einsatz kommt. So ist das jedenfalls bei mir ganz oft.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Der Vorteil ist, dass man sehr viel überlegter arbeitet und im Ergebnis ein erzählerisches, spannenderes Bild bekommt. Der Nachteil ist natürlich, dass es sehr teuer ist und der Workflow sehr schleppend langsam ist und dadurch spannende Momente verpasst.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Mit Portraits verdiene ich mein Geld. Mit Akt nähre ich meinen Hunger nach künstlerischem Ausdruck. Manchmal geht auch beides, Hand in Hand.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Eigentlich in erster Linie die Klassiker: Peter Lindbergh, Helmut Newton, Richard Avedon, Diane Arbus und Vivien Maier. Aber auch aus neuerer Zeit: Ren Hang, Nadav Kander, Wayne Lawrence und viele mehr. Mittlerweile schaue ich aber selten in meine Bücher, eigentlich finde ich Inspiration in Instagram und natürlich in guten Gesprächen mit spannenden Menschen.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Ja! Wie schon erwähnt ist meine Lieblingskamera die Pentax 67 und im Kleinbild die Nikon f6.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Ich fotografiere ca. 2-4 Filme pro Shoot. Diese gebe ich dann in das Labor und lasse die Negative entwickeln. Danach scanne ich alles in meinem Epson V800 ein und bearbeite noch etwas die Tonwerte und Farben mit Photoshop.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Überlegt euch genau, was ihr erzählen wollt. Und dann sucht euch Bilder heraus, die ihr gerne selbst gemacht hättet. Findet dann heraus, was die technischen Voraussetzungen dafür gewesen sind. Und arbeitet mit absoluter Hingabe und Obsession daran, euch stets weiterzuentwickeln. Hinterfragt eure Arbeiten regelmäßig. Hinterfragt die Welt und auch euch immer und immer wieder.  Nehmt euch nicht wichtig. 🙂

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Der Segen sind die vielen Inspirationen und Kontakte, die man dort findet. Und dass man seine Arbeiten „testen“ kann und dafür dann Feedback erhält. Empfinden andere Ähnliches wie du selbst? Der Fluch ist ganz klar, dass man im Aktbereich zensieren muss uns es keine wirkliche alternative Plattform gibt. Seitdem die Nutzerzahlen auf Instagram explodiert sind und zwangsläufig der Algorithmus verändert wurde, ist es leider sehr schwer geworden überhaupt noch gesehen zu werden. Zudem hat mein Konto einen „Shadow Ban“, d.h. mein Konto ist beispielsweise nur sichtbar, wenn man meinen kompletten Instagram-Namen bis auf den letzten Buchstaben in der Suchmaske eingibt: hannes_caspar

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

„Das Meisterwerk der unbekannten Photographin“ (Vivien Maier), „Untitled 116“ (Peter Lindbergh) und „Diane Arbus“ (Diane Arbus).

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Pentax 67, Nikon F6

Film/e

Kodak Portra 400/800, Kodak Gold 200, Cinestill 400d, Ilford HP-5

Farbe & s/w

Farbe

Ausgewählte Arbeiten

© Hannes Caspar
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