Anna Försterling
© Ken Wagner
Im Gespräch mit

Anna Försterling

Dresden, Deutschland

Hi Anna, bitte stell dich kurz vor.

Ich wohne und arbeite in Dresden. Seit 2021 bin ich selbstständige Fotografin. Meine Leidenschaft für die analoge Fotografie begann in meinem zweiten Ausbildungsjahr (zur Fotografin), wo wir an die analoge Fotografie herangeführt wurden. Dort fotografierte und entwickelte ich meinen ersten Schwarzweißfilm. Ich habe die Ausbildung zur Fotografin absolviert und bin Berufsfotografin.

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Die analoge Fotografie ist für mich etwas ganz Besonderes, weil der Prozess viel Zeit und Hingabe erfordert. Wenn ich meinen fertigen Film in den Händen halte, ist er ein Teil von mir, weil die ganze Arbeit von mir selbst kommt. Abgesehen vom Prozess ist aber auch das fertige Bild so viel tiefer, ausdrucksstärker und vor allem einzigartig. Ich kann nicht genau erklären, warum viele Menschen den analogen Bildern mehr Gefühl und Tiefe zuschreiben, aber ich sehe es genau so. Man weiß ja auch nie, wie es am Ende “wirklich” aussieht, auch wenn alle technischen Aspekte und Vorstellungen beachtet werden. Oft kommt das Bild viel stimmungsvoller rüber, als man es in dem Moment der Aufnahme gesehen hat.

Digitale Fotografie ist für mich eher eine unemotionale, fast schon kalte Arbeitsweise. Die Besonderheit der Limitierung, des Wartens und die schier unendliche Möglichkeit der Bildbearbeitung macht sie für mich leider uninteressant. Ich nutze sie nur für Jobs, nicht für meine eigenen Projekte.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Das ist ja sehr abhängig von der Nutzung. Wer die analoge Fotografie für seine freien, kreativen Projekte nutzt (so wie ich) hat meiner Meinung nach keine Nachteile, sondern nur Vorteile. Der langsame, fokussierte Prozess und die Freude, endlich das fertige Bild zu sehen – das ist etwas ganz Besonderes. Wenn ich mir allerdings überlege, ich müsste bezahlte Jobs, wo ein schnelles und technisch einwandfreies Ergebnis von mir gefordert wird, analog machen, das würde mich außerordentlich unter Druck setzen. In diesem Fall ist die schnelle Kontrolle in der Digitalfotografie sehr von Vorteil. Letztendlich hat aber jeder Fotograf seinen Workflow und seine Zielgruppe.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Ich fokussiere mich auf die Portrait- und Aktfotografie.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Ich bewundere die Arbeit von Raffael Minkkinen und Paolo Roversi. Ich liebe es, in Bildbänden zu stöbern, die vor der Digitalfotografie herauskamen. z.B. Bildbände von Portrait-, Fashion und Aktfotografen.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Ich arbeite am liebsten mit Mittelformatkameras, weil ich das große Format sehr schätze. Hier arbeite ich gern mit der Pentax 67, der Hasselblad 500c/m oder der Mamiya RB67. Bei der Filmwahl setze ich auf Ilford oder Kodak, wobei ich allerdings bei den aktuellen Kodakpreisen eher zu Ilford gehe. Ich mag die Tonwerte dort sehr, wobei man aber immer die Film-Entwickler-Kombination beachten muss, um “seinen” Schwarzweiß-Look zu finden.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Sobald die Fotos im Kasten sind, entwickle ich diese. Mein neuer Lieblingsentwickler ist der Pyro510 – man könnte ihn fast als die “eierlegende Wollmilchsau” bezeichnen. Die Tonwerte sind sehr schön durchzeichnet, selbst bei Push-Entwicklung, das Korn ist sanft und doch vorhanden und die Schärfe ist perfekt. Nach der Entwicklung scanne ich die Negative mit einem Epson V800 Scanner und passe anschließend noch den Kontrast an. Bei Lieblingsmotiven fertige ich auch Handabzüge auf Barytpapier in limitierten Editionen an.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Wen die analoge Fotografie interessiert, aber nicht richtig weiß, wie er/sie beginnen soll – am besten mal schauen, ob es örtliche Fotogruppen mit Dunkelkammer gibt! Das erspart hohe Kosten und man kann sich erst einmal ausprobieren.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Definitiv beides. Segen, weil man die Möglichkeit hat, seine Arbeiten der Welt zu zeigen und mit Menschen einfach in Kontakt zu treten; Fluch, weil man keine freizügigen Bilder auf Instagram zeigen kann und wenn doch, keine Reichweite generiert.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Natürlich meins (zwinker) “Akfotografie – Die große Fotoschule” vom Rheinwerk Verlag. Ansonsten kann ich aber gar nicht wirklich sagen, welche Bücher ein unbedingtes Must-Have sind. Der Bildband „On Fashion Photography“ von Peter Lindbergh ist atemberaubend, nicht nur durch seine Bilder, sondern natürlich auch durch die Größe des Buches!

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Pentax 67, Mamiya RB67, Rolleiflex SL 66, Pentax Spotmatic F, Canon 1V

Film/e

Ilford HP5, Kodak TMAX400, Kodak TRI-X

Farbe & s/w

Farbe & S/W

Ausgewählte Arbeiten

© Anna Försterling
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