Baptiste Janin
Im Gespräch mit

Baptiste Janin

Genf, Schweiz

Hi Baptiste, bitte stell dich kurz vor.

Ich komme aus Genf in der Schweiz, wo ich derzeit lebe. Ich bin ein autodidaktischer Fotograf. Ursprünglich habe ich Jura studiert und bin Rechtsanwalt geworden. Im Januar 2020 entschied ich mich, meinen Lebensunterhalt mit der Fotografie zu verdienen.

Ich habe schon als Teenager mit den analogen Kameras meiner Eltern angefangen zu fotografieren (damals war die Digitaltechnik noch nicht so weit). Ich habe nie aufgehört. Zunächst machte ich spontane Schnappschüsse von meinen Freunden und den Orten, an denen ich reiste oder lebte. Danach interessierte ich mich mehr und mehr für die Arbeit professioneller Fotografen und versuchte, mein Niveau zu steigern. 

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Ich mag die analoge Fotografie vor allem bei den mittleren und großen Formaten. Analog hat diese besondere Wiedergabe, die ich angenehmer empfinde; digital hat oft diese Art von zu scharfem Aspekt. Aber ich arbeite auch digital und liebe es trotzdem.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Der Vorteil ist diese besondere Form der Wiedergabe und die Tatsache, dass die Fotos am Ende des Prozesses als reale Dinge erscheinen. Mir gefällt auch die Tatsache, dass Negative ein langlebiges Medium sind.

Der Nachteil ist der Preis der Filme und der Entwicklung, der jedoch ausgeglichen wird, dass man heute erstklassige analoge Kameras zu einem guten Preis finden kann.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Was meine persönliche Arbeit betrifft, so mag ich wohl seltsame Atmosphären – ich bringe Menschen und Dinge in seltsame Situationen. Ich mag ein Objekt, eine Textur, ein Licht, einen Ort, und ich versuche, ein Foto mit diesen Elementen zu schaffen.

Ich habe angefangen, spontane Szenen oder Kompositionen mit engen Freunden zu fotografieren. Mehr und mehr versuche ich, diesen Kreis zu erweitern und mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, um anspruchsvollere Fotos zu schaffen.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Auf jeden Fall eine Menge. Ich beschäftige mich viel mit Kunst (aller Arten und Epochen). Ich schaue mir gerne an, was schon gemacht wurde und was jetzt gemacht wird. Im Jahr 2005 eröffnete einer meiner besten Freunde eine Kunstgalerie. Eine seiner ersten Ausstellungen war Guy Bourdin gewidmet. Das hat einen großen Eindruck auf mich gemacht.

Ich könnte aber auch noch Horst P. Horst, Robert Mapplethorpe, Francis Giacobetti, Helmut Newton, Torbjørn Rødland, Andres Serrano, Lukas Wassmann nennen.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Ich mag meine Hasselblad 500C besonders wegen der Einfachheit des Systems und der Tatsache, dass ich dank der austauschbaren Rückseiten jederzeit den Film wechseln kann. Die Bildwiedergabe dieser Kamera ist auch mein Favorit (bis jetzt). Ich verwende meistens Portra 160 bis 800.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Ich lasse meine Filme in einem Labor entwickeln. Meine Negative scanne ich selbst ein, um die Fotos auszuwählen, die mir gefallen. Für Abzüge lasse ich dann hochauflösende Scans in einem Labor anfertigen. Die Bearbeitung nehme ich selbst vor.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Mach weiter.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Ich finde Instagram ein nützliches Instrument, um meine Werke zu zeigen und die Arbeiten anderer zu entdecken. Zudem ist es eine sehr bequeme und einfache Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Ich persönlich besitze nicht viele Bücher. Aber ich würde „A message for you“ von Guy Bourdin (Steidl Verlag) empfehlen. Es ist ein wunderschönes Buch mit interessanten Aussagen über Guy Bourdin und die Art und Weise, wie er gearbeitet hat.

Francis Giacobetti (Assouline); ich liebe seine Arbeit, ich halte ihn für einen sehr vielseitigen Fotografen, der mit lebhaften Farben, Erotik und skulpturalen Kompositionen spielt.

„Inferno“ von James Nachtwey (Phaidon); ganz andere Themen, denn Nachtwey ist ein Kriegsfotograf. Die Bilder sind brutal, bewegend, eindringlich und gleichzeitig sehr schön. Dieses Buch ist eine echte Tür zum Inferno. Ich erinnere mich, dass ich es 2009 auf einer Kunstmesse in Moskau gesehen habe und es seitdem nie vergessen habe.

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Hasselblad 500C, Yashica T2 or T5

Film/e

Kodak Portra, Kodak Ektar

Farbe & s/w

Farbe

Ausgewählte Arbeiten

© Baptiste Janin
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