Im Gespräch mit
Harald Wawrzyniak
Graz, Österreich
Hi Harald, bitte stell dich kurz vor.
Mein Name ist Harald Wawrzyniak. Ich lebe in Graz und arbeite als Elektriker. Meine Leidenschaft zur analogen Fotografie begann, als ich eine private Akademie für Fotografie besuchte. Dort gab es zahlreiche Workshops in der Dunkelkammer. Das meiste jedoch lernte ich autodidaktisch. Abseits des Fotografierens bin ich Herausgeber des Magazins für analoge Fotografie – rûm, welches ich gemeinsam mit meiner Partnerin Maria Lichtenegger gegründet habe.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Es beutetet für mich „abschalten“. Es gibt nur mich und die Kamera, keine Ablenkung vom geschossenen Bild. Die limitierte Anzahl an Fotos auf einem Film macht das Arbeiten überlegter. Die Unsicherheit, ob der Film gelungen ist, reizt mich immer wieder aufs Neue. Ich bin fasziniert von den Farben und der Bildtiefe, die meiner Meinung nach noch keine Digitalkamera hinbekommt.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Vorteile sind die Farbvielfalt, Bildtiefe usw. und das bewusste Auswählen der Motive beim Fotografieren. Nachteile sind die Dauer des Gesamtprozesses – vom geschossenen Bild bis zum Ergebnis vergeht doch etwas Zeit, sodass es leider in der Auftragswelt neben der digitalen Fotografie keinen Platz mehr hat. Ein großer Nachteil ist auch der stark steigende Preis für Kameras, Film und Filmentwicklung.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Schwerpunkt kann man fast nicht sagen. Meine Arbeiten spielen mit Minimalismus, Banalem und Alltäglichem. Portraits entstehen viel zu selten, damit möchte ich mich in Zukunft noch intensiver beschäftigen.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Die Freunde in meinem Umfeld, die auch fotografieren, haben mich stark beeinflusst.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Meine Kamera, die ich schon seit 2012 nutze, ist die Mamiya 645AF, meine „Hauptkamera“, wenn es um analoge Fotografie geht. Eine kleine Yashica T5 besitze ich auch noch, diese ist aber immer seltener in Gebrauch. Ich verwende hauptsächlich Kodak Portra, wenn es um 120mm Film geht. Fujifilm bei 35mm Film.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Mein Workflow sieht so aus: Nach dem Ausschießen des Films landet dieser im Kühlschrank. Es kann schon passieren, dass der Film dort länger liegen bleibt. Ich bringe die Filme zum Entwicklerstudio meines Vertrauens hier in Graz. Den entwickelten Film schneide ich anschließend selbst und scanne ihn in aller Ruhe mit musikalischer Begleitung. Das ist nach dem Fotografieren mein zweitliebster Arbeitsschritt. Die digitale Nachbearbeitung hält sich in Grenzen. Meistens korrigiere ich nur den Bildausschnitt und retuschiere Staubrückstände.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Wenn ihr noch nie analog fotografiert habt, testet es unbedingt aus. Mir hat es wesentlich geholfen, meinen eigenen Stil zu finden. Ich bin der Meinung, dass man sich im unübersichtlichen Angebot an digitalen Kameras und Zubehör viel zu rasch verlieren kann und auf das wesentliche – das Sehen lernen – vergisst. Was auch noch sehr empfehlenswert ist: Trefft euch mit anderen Fotograf:innen, reist gemeinsam, tauscht euch aus.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Ganz ehrlich? Fluch! Instagram hat die tolle Plattform Flickr getötet. Dort erreichte man über Gruppen noch mehr Magazine, Plattformen usw. Auch der Austausch mit anderen Fotografen war einfacher als jetzt mit Instagram. Instagram ist meiner Meinung nach einfach viel zu schnelllebig. Wenn dort ein Bild länger als zwei Sekunden betrachtet wird, hat man es schon geschafft. Zwar ist der Upload und die Anwendung mit dem Smartphone super praktisch, aber das war es schon.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
„Territory“ (Markus Guschelbauer), „für eine provisorische Anthologie von hohen wünschen“ (Doris Maligner, Maurizio Alampi, Mirza Kahriman) und „Now is not the right time„ (Peter Pflüger).