Mikael Siirilä
© Niilas Nordenswan
Im Gespräch mit

Mikael Siirilä

Helsinki, Finnland

Hi Mikael, bitte stell dich kurz vor.

Ich lebe und arbeite in Helsinki, Finnland. Meine Geschichte mit der analogen Fotografie ist die typische. Als Teenager in den 90er Jahren lernte ich, mit Film umzugehen und s/w-Abzüge zu machen, als es noch üblich war, 10x15cm-Abzüge in 1-Stunden-Print-Shops zu kaufen. Ich erinnere mich an die Rituale, mit denen ich mit meinem Vater Reisedias für unsere Familienprojektionsabende montierte.

Vielleicht hätte ich mir eine Karriere in der Fotografie vorstellen können. Stattdessen studierte ich jedoch Philosophie, brach das Studium ab und wurde Unternehmerin im Bereich Grafik- und Digitaldesign. Die Geburt meiner Tochter führte mich schließlich zurück zur analogen Fotografie: Private und bedeutungsvolle Themen verlangten nach Film! In den folgenden zehn Jahren wurde die Druckgrafik zum Selbstausdruck.

Obwohl ich begonnen habe, dieses Handwerk ernst zu nehmen, sehe ich mich nicht als Fotograf. Ich benutze die Kamera, um Rohmaterial zu sammeln, mit dem ich in der Dunkelkammer arbeiten kann.

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Die analoge Fotografie behält eine besondere Beziehung zur Realität. Ich stelle mir eine ununterbrochene Kette von physikalischen Ereignissen vor, die das Licht in ein Bild übersetzen. Das Bild ist ein poetisches Relikt.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Die analoge Fotografie ist mir wichtiger als alles andere. Ich liebe den greifbaren Prozess und die Beständigkeit über die Zeit.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Ich arbeite nicht an Themen oder Projekten. Ich mache einzelne Bilder, die ich gerne anschaue. Sie sind ruhig und nachdenklich, frei von Kontext, Informationen und Erzählungen und geben vielleicht einen Einblick in die innere Welt des Subjekts oder des Betrachters. Ich betrachte sie gerne als visuelle Poesie.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Ralph Gibsons Arbeiten haben mich ursprünglich von den Möglichkeiten der expressiven Fotografie überzeugt. Auch die Arbeiten von Saul Leiter, Luigi Ghirri, André Kertész, Renato D’Agostin, Masao Yamamoto, Eikoh Hosoe und Hiroshi Sugimoto haben mich sehr inspiriert.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Ich verwende die Leica MP mit einem 50mm Objektiv und Kodak Tri-x Film. Gelegentlich nehme ich auch die stärkere Nikon F6 mit einem 105mm Makroobjektiv mit, um die Einschränkungen eines Messsuchers auszugleichen.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Ich lege belichtete Filmpatronen in eine Schachtel. Wenn ich mehr Material benötige, nehme ich welche heraus, um sie zu entwickeln. So können zwischen der Aufnahme und der Herstellung von Abzügen mehrere Monate vergehen. Mir gefällt, wie sich das auf meine Beziehung zu den Bildern auswirkt.

Ein weiterer Aspekt könnte die Bedeutung von Kontaktabzügen und die Bearbeitung als Denkprozess sein. Ich verbringe Stunden damit, Kontaktbögen zu untersuchen und neu zu untersuchen. Manchmal macht ein neuer Gedanke ein altes Bild wieder relevant.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Ich habe keine allgemeinen Ratschläge zu geben, aber vielleicht ein Wort der Ermutigung. Wenn Sie sich für die Schwarzweiß-Filmfotografie interessieren, aber noch nie in der Dunkelkammer entwickelt haben, sollten Sie es einmal versuchen. Die Seele der analogen Fotografie lebt in der Dunkelkammer, nicht in der Filmdose.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Instagram war ein Segen für mich. Ich habe Gleichgesinnte und ein Publikum gefunden, dem ich mich verbunden fühle.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Einige poetische Perlen sind „Unnamed Road“ (Jungjin Lee), „Another Language“ (Mårten Lange) und natürlich die Klassiker von Ralph Gibson.

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Leica MP, Nikon F6

Film/e

Kodak Tri-X

Farbe & s/w

S/W

Ausgewählte Arbeiten

© Mikael Siirilä
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