Pauline Caplet
Im Gespräch mit

Pauline Caplet

Brüssel, Belgien

Hi Pauline, bitte stell dich kurz vor.

Ich arbeite und lebe in Brüssel. Dort habe ich mit der Galerie L’Enfant Sauvage einen Raum eröffnet, der sich der Fotografie widmet; insbesondere der Filmfotografie, mit Ausstellungen, Workshops, Veranstaltungen usw.

Mit 11 Jahren habe ich angefangen zu fotografieren. Allein. Ich habe mich sehr für das Bild interessiert, ich weiß nicht, durch welche Magie. Im Alter von 13 Jahren hatte ich das Glück, eine großartige Lehrerin für plastische Künste zu haben, die zusammen mit ihrem Mann Fotografin war. Wir bauten eine Dunkelkammer im Schrank ihres Klassenzimmers, und da habe ich mich in die Filmfotografie verliebt. Für mich war klar, dass ich Fotografie machen wollte, also habe ich mit 15 Jahren direkt eine Fotoschule besucht und war dann mit 18 Jahren sehr schnell als freiberufliche Fotografin tätig.

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Ich denke, es ist nicht die gleiche Art zu arbeiten, heutzutage, in dieser Gesellschaft, in der alles schnell gehen muss, bringt dich die Filmfotografie zu etwas Ruhigerem, Zeitlosem zurück. Sie zwingt dich, dir Zeit zu nehmen und geduldig zu sein, und das ist es, was ich an ihr mag. Und dann ist es magisch, diese Bilder später zu entdecken, manchmal sogar, wenn du deinen Film vergessen hast! Manchmal ist auch nichts auf dem Film, aber das ist auch der Zauber, es ist wie ein Verlust der Kontrolle über das, was man zu fotografieren versucht.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Ich denke, der Nachteil ist der Preis. Die Folien werden immer teurer und auch die Produkte sind nicht sehr gut für den Planeten. Ich würde gerne anfangen, alternative Lösungen zu finden.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Ich habe schon immer Porträts gemacht — das hat mich schon immer fasziniert. Auch wenn ich manchmal Landschaften fotografiere, merke ich, dass es immer irgendwo eine menschliche Spur gibt. Ich denke, das ist ein Thema, das mich interessiert. Der Mensch fasziniert und ängstigt mich zugleich. In meiner Kindheit war ich sehr allein und ich denke, die Fotografie war ein Weg, den Menschen näher zu kommen. Ich fotografiere auch gerne meine Katze, haha. Außerdem arbeite sehr gerne mit Tänzern, denn ich mag es, den sich bewegenden Körper im Raum zu fotografieren. Das finde ich sehr interessant.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Michael Ackerman, Antoine d’Agata, Daidō Moriyama, Nobuyoshi Araki und eine Menge belgischer Fotograf:innen.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Ich fotografiere mit einer alten Zenit B Kamera, die ich vor langer Zeit im Haus meiner Eltern gefunden habe. Zudem benutze ich eine Hasselblad 500cm, aber nicht sehr oft, weil ich sie zu „sauber“ finde, haha. Meine Kameras verwende ich Projektabhängig. Für Porträts auf Papiernegativen verwende auch gerne die Afghan Box Camera. Für mich ist nicht die Kamera das Wichtigste, sondern das, was man mit ihr macht.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Ich verwende hauptsächlich Ilford HP5 Filme, Tri x 400 von Kodak, aber auch den Fomapan 400. Leider entwickle und scanne ich meine Filme nicht mehr selbst. Aber ich ziehe bald um und werde mir ein Labor einrichten, so dass ich das wieder selbst machen kann. Ich würde gerne die Gelegenheit nutzen, um mit alternativen Produkten wie Cafenol zu experimentieren.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Ich habe eigentlich keine Ratschläge, außer: Habt Spaß und experimentiert. Es gibt so viele Dinge zu entdecken, steckt eure Hände in das Material und bleibt immer wie ein Kind.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Ich mag soziale Netzwerke im Allgemeinen nicht sehr. Es ist mehr dazu da, die neuesten Arbeiten und Dinge mit anderen zu teilen. Ich verstehe, dass die Leute daran Gefallen finden, ich jedoch nicht.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Es sind so viele! Es ist zu schwierig, drei auszuwählen. Man kann die Bücher der Edition Le Mulet empfehlen – eine wirklich tolle Edition in Belgien. Ebenso die Bücher von Christopher de Béthune und Antonio Jiménez Saiz, wie „tant de poussière et moi si sourd“. Das Buch wächst und verändert sich, es gibt so viele Möglichkeiten und Dinge zu sehen. Übrigens haben wir auch einen Bookshop im L’Enfant Sauvage.

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Zenit B

Film/e

llford HP5, Kodak Tri X 400

Farbe & s/w

S/W

Ausgewählte Arbeiten

© Pauline Caplet
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