Im Gespräch mit
Robert Tannenberg
Berlin, Deutschland
Hi Robert, bitte stell dich kurz vor.
Mein Name ist Robert und ich lebe seit vielen Jahren in Berlin. Während dieser Zeit wurde mein Interesse an der Fotografie maßgeblich durch Freunde geweckt und seitdem ist sie ein ständiger Begleiter neben meinem eigentlichen Beruf als Wissenschaftler. Zunächst habe ich mich vorwiegend mit digitaler Tier- und Naturfotografie auseinandergesetzt. In den darauffolgenden Jahren kamen dann andere Bereiche, wie z. B. Portrait und Street Photography dazu.
Seit ca. vier Jahren fotografiere ich vorwiegend analog und in schwarz-weiß. Auslöser war unter anderem eine alte Zenit 11-Kamera, ein Geschenk meines Vaters. Diese kommt ohne Batterien aus und darin befindet sich seit Jahrzehnten ein abgebrochenes Streichholz, um die Wickelspule in Position zu halten. Diese Einfachheit und Robustheit analoger Kameras hat mich gefesselt und seitdem hat die damit verbundene Faszination für analoge Fotografie nicht nachgelassen.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
In Zeiten von immer hochauflösenderen Kamerasensoren, unzähligen Handyfotos, Filtern und digitaler Schnelllebigkeit war es für mich unter anderem ein Schritt zur Seite, mit etwas Abstand zum Perfektionismus, hin zu mehr Authentizität und Raum für das Unkalkulierbare. Die analoge Fotografie erlaubt es mir besser im Rahmen meiner Fotoprojekte mit den Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen zuzuhören und Zeit und Raum zu lassen, bis sich vielleicht ein guter Moment ergibt, die Situation fotografisch einzufangen.
Mich begeistert aber auch der handwerkliche Prozess, vom Moment, in dem das Latentbild entsteht, über das Entwickeln der Negative und das Belichten auf Fotopapier. Für mich ist die analoge Fotografie eine wunderbare Ergänzung zur Digitalfotografie und eine ideale Lehrmeisterin für die Fotografie im Allgemeinen.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Das Schönste sind die Menschen und Momente, die ich dadurch kennenlernen und erfahren durfte. Ein Vorteil besteht für mich klar in der gesamten Herangehensweise, wie ein Foto entsteht und in dem darauffolgenden handwerklichen Prozess. Kein wildes Knipsen und eine begrenzte Anzahl an Fotos. Der Nachteil ist ganz eindeutige der finanzielle Mehraufwand und die Chemikalien die benötigt werden.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Ich bin ein großer Freund des Zufalls. Ich bevorzuge es inhaltliche Schwerpunkte zu setzen oder an längerfristigen Fotoprojekten zu arbeiten, aber trotzdem sind es vor allem die zufälligen Momente und spontanen Begegnungen, die mich am meisten bewegen.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Für mich ist Sebastião Salgado ein wahrer Meister seines Handwerks und mindestens genauso wichtig, seine aufrichtige und authentische Persönlichkeit. Was mich besonders beeindruckt, ist sein Lebenswerk, neben der Fotografie. Weitere Fotograf:innen, die meine Herangehensweise beeinflusst haben, sind Franziska Hain und Steve McCurry.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Das ist meiner Meinung nach unwesentlich, aber bisher habe ich mit der Nikon F3 und den Filmen Kodak Tmax 100/400 und TriX-400 sehr gute Erfahrungen gemacht.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
DIY
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Die Kamera, ob digital oder analog, teuer oder billig, brandneu oder veraltet, ist letztendlich nur ein Werkzeug.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Fluch und Segen.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
„Exodus“ & „Mein Land, unsere Erde: Autobiografie“ (Sebastião Salgado), „Das Salz der Erde“ (Dokumentarfilm) und „The Iconic Photographs„ (Steve McCurry).