Shannon Benze
Im Gespräch mit

Shannon Benze

Hannover, Deutschland

Hi Shannon, bitte stell dich kurz vor.

Hello, ich heiße Shannon, bin 26 Jahre alt, lebe in Hannover und studiere an der Hochschule Hannover Fotojournalismus und Dokumentarfotografie. Die Fotografie begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Schon mit sehr jungen Jahren drückte mein Vater mir bereits eine Kamera in die Hand. Das war damals eine analoge Spiegelreflex. Seitdem ist die Fotografie mein Sprachrohr.

Wie gesagt, ging es bei mir mit der analogen Fotografie los. Zwischenzeitlich habe ich auch digital fotografiert. Seit ich 14 bin, aber dann ausschließlich analog. Mit Point and Shoot, Einwegkameras oder jetzt am liebsten mit meiner analogen Nikon. Fotografieren war immer schon mein Mittel der Wahl, um mich zu erklären, meine Gefühlswelt darzustellen und den Menschen zu zeigen, wie ich sie sehe. Mittlerweile bin ich durch mein Studium ins Storytelling eingestiegen.

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Die analoge Fotografie reflektiert und unterstützt meinen gedanklichen Arbeitsprozess. Zuerst ist da eine vage Idee von etwas, was ich versuche in Worte zu fassen. Diese Worte lassen sich aber nirgends finden. Im langsamen Prozess, den es benötigt bis das analoge Foto sichtbar wird, können die Worte und Geschichten für meine Projekte entstehen. Meistens weiß ich zu Beginn gar nicht so richtig, wie ich etwas erzählen möchte. Ich spinne die Geschichte intuitiv im Prozess. Sie wächst analog zu der Entwicklung des Fotos vom Knipsen, über Dunkelkammer zu entwickeltem Film, Scan und der Bearbeitung des digitalisierten Bilds am Laptop. Diese Zeit gibt mir und den Geschichten Raum zum Atmen und zum Wachsen. In der digitalen Fotografie ist mir das nicht auf diese Weise möglich.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Wie gesagt, ist die Entschleunigung im analogen Prozess ein großer Vorteil. Sie verschafft Zeit, Raum und ermöglicht mir intuitives Arbeiten. Außerdem gibt sie dem Projekt Raum für Eigenständigkeit. Die Bilder werden meistens nicht so, wie ich es mir am Anfang vorgestellt habe. Sie bringen immer eine neue Perspektive auf die eingefangene Situation mit. Ein großer Nachteil ist für mich der Kostenpunkt. Da ich wirklich sehr viel fotografiere, geht das echt ins Geld. Was als Studierende Person eine Hürde darstellen kann.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Meine Arbeiten sind hauptsächlich dokumentarisch zu lesen. Gelegentlich fotografiere ich auch Reportagen, im Vergleich ist das aber selten. In meinen Arbeiten sind hauptsächlich Menschen abgebildet. Ich arbeite unglaublich gerne mit Menschen und setze mich mit ihren Geschichten auseinander. Das Foto ist tatsächlich der kleinste Teil meines Arbeitsprozesses. Die Recherche, die Gespräche mit meinen Protagonist:innen, das Aufbauen von Vertrauen – diese inhaltlichen und zwischenmenschlichen Arbeitsschritte nehmen den größten Raum ein und machen mir am meisten Spaß. Ich bin neugierig auf das, was die Menschen bewegt, die ich mit der Linse einfange. Ich mag Bilder, die Nähe erzeugen. Diese kann ich aber nur erzielen, wenn ich mich mit den Menschen auch wirklich auseinandergesetzt habe. Oft fotografiere ich auch Landschaften. Hier ist es aber dasselbe Spiel – ich will nicht nur die Landschaft wiedergeben, sondern meine Gefühlswelt im Moment ihrer Betrachtung abbilden.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

An sich werde ich von unglaublich vielen unterschiedlichen Fotografen:innen oder Künstler:innen beeinflusst. Sich auf ein paar wenige zu beschränken, wird der Bandbreite an Einflüssen nicht gerecht.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Die meistens meiner Bilder mache ich mit meiner Nikon FM2 oder meiner Olympus µ[mju:]-II. Mittelformat Kameras mag ich zwar auch sehr gerne, die sind mir aber im normalen Alltag zu groß und schwer. Ich fotografiere am meisten mit dem Kodak Gold 200 und mit Portra 400 Filmen.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Zurzeit gebe ich noch meine Filme zum Entwickeln und Scannen im Laden meines Vertrauens ab. Ich möchte aber bald damit beginnen, das selber zu machen, um den gesamten Prozess beeinflussen zu können. Nach dem Scannen bearbeite ich meine Fotos mit Lightroom.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Einen allgemeingültigen Rat zu geben, fällt mir schwer. Menschen sind unterschiedlich und haben somit die verschiedensten Bedürfnisse beim Fotografieren. Motivwahl, Ästhetik und Botschaft richten sich nach der Stellschraube der Person, die durch den Sucher schaut. Mir hat am meisten geholfen zu verstehen, wer ich bin und welche Themen mich im Leben bewegen. Wie klingt meine Stimme (oder in diesem Fall wie sieht meine Stimme aus) und wovon will sie erzählen.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Weder noch. Ich veröffentliche meine Bilder auf Instagram hauptsächlich für mich. So sehe ich sie gesammelt und in Relation zueinander. Instagram fühlt sich an wie ein Fototagebuch, an dem ich Menschen teilhaben lasse, deren Bewertung für mich aber nicht an oberster Stelle steht. Die Plattform wiederum als Marketing Tool zur Bewerbung meiner Arbeit zu sehen, fällt mir jedoch schwierig.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Keine Empfehlungen.

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Nikon FM2, Olympus µ[mju:]-II

Film/e

Kodak Gold 200, Kodak Portra 400/800

Farbe & s/w

Farbe

Ausgewählte Arbeiten

© Shannon Benze
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