Im Gespräch mit
Teo Crawford
Wien, Österreich
Hi Teo, bitte stell dich kurz vor.
Hallo, mein Name ist Teo. Ich bin in Salzburg, Österreich aufgewachsen und habe bis 2022 in der kleinen Stadt gelebt und fotografiert, bis ich im Herbst 2022 nach Wien gezogen bin. Ich fing 2016 in meiner Jugend an mich für Bildmanipulation zu interessieren und später auch Videoproduktion. Erst etwas später kam dann auch die Fotografie dazu. Im Herbst 2019 fing ich dann mein Film-Studium an und während dessen war es, dass sich tatsächlich meine Liebe zur Fotografie festigte und 2020 wagte ich mich endlich an meine erste Rolle Film. Ich weiß gar nicht mehr so richtig, wieso. Ich denke, ich war einfach von ein paar YouTubern inspiriert, die analog fotografiert haben, sodass ich es selbst einmal probieren wollte.
Ich bin mehr Autodidakt als Gelernter, obwohl ich in meinem Filmstudium auch Fotografiekurse besuchte. Ich liebe es Wissen und Fähigkeiten von YouTube zu lernen, so auch die analoge Fotografie.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Die analoge Fotografie ist für mich ein weiteres Medium, an das ich mich bedienen kann in meiner allgemeinen Liebe zur Bildgestaltung. Jedes Bild-kreierendes Medium erzeugt eine unterschiedliche Herangehensweise an die Gestaltung. Es gibt für mich Subjekte, die mit der analogen Fotografie perfekt zusammen passen und welche, für die ich lieber zur digitalen Kamera greife. Ich finde besonders für dokumentarische Arbeiten, sei es die einfache Dokumentation des Lebens oder die Darstellung eines Ortes, eignet sich die analoge Fotografie für mich gut.
Was mich an dem Analogen reizt, ist der unsichere Prozess und die Haptik. Das Gefühl eine frische Rolle in der Kamera zu befestigen ist schon ziemlich unschlagbar. Aber ebenso schätze ich, dass ich ein Bild schießen kann, ohne die Möglichkeit zu haben, das Ergebnis sofort zu betrachten. Außerdem fühlt sich das physische einfach echter an, als wäre die digitale Fotografie im Vergleich eher eine Simulation. Wenn ich einen Negativstreifen betrachte, sehe ich in physischer Form, wie sich das Licht auf dem Material eingebrannt hat, was mir persönlich eine große Freude bereitet.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Den größten Vorteil sehe ich darin, dass uns Schaffenden ein weiteres Medium zur Verfügung steht, das uns kreativ fördern kann. Im Nachteil sehe ich die Kosten. Zwar bringt es einen kleinen Vorteil mit sich, da somit jedes Bild mit einer gewissen Kostenschwelle verbunden ist, was zu einer erhöhten Bedachtheit des Bildes führen kann – jedoch bereiten mir die Preisanstiege der letzten Jahre Sorgen, weil das zur Entdemokratisierung dieses fantastischen Mediums führt. Was ich nicht gutheiße, da alle die Mittel haben sollten analog zu fotografieren – was aber nach und nach in die Unmöglichkeit gerät.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Kann man so sagen. Ich fotografiere alles, was mir persönlich irgendwie als interessant auffällt oder inszeniere Szenen, die ich mir interessant vorstelle. So kommt es, dass meine Bildersammlung aus einer Mischung besteht, die sowohl einfache dokumentarische Eindrücke des täglichen Lebens, als auch inszenierte surrealistische Szenen enthalten. Zu Subjekten, die vermehrt in meinen Arbeiten auftreten, zählen Nebel, Natur, interessante Lichtsituationen und Eindrücke des menschlichen (Konsum-) Verhaltens, wie Hauseingänge, Gärten oder das Zuhause von Personen aus meinem Umkreis.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Natürlich! Besonders für die Arbeiten in der Natur und im Nebel würde ich Todd Hido als ein großes Vorbild heranziehen. Besonders im dokumentarischen Aspekt ist Andrew Phelps für mich ebenfalls ein bedeutsamer Fotograf, dessen Unterricht ich in meinem Studium genießen durfte. Für Surrealismus würde ich mal Maria Lax erwähnen, jedoch muss ich verdeutlichen, dass ich mich ziemlich wenig auf einzelne Fotografen und Fotografinnen konzentriere und eher ein breites Spektrum an Eindrücken von überall sammle. Die erwähnten Personen sind mir gerade als gute Beispiele eingefallen.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Ich liebe meine Pentax K1000, die alte Kamera von meinem Vater, die zum Glück noch einwandfrei funktioniert. Jedoch genieße ich es auch, mit der Olympus XA3 zu fotografieren, weil sie es mir erlaubt schneller zu arbeiten, was in bestimmten Situationen neue Möglichkeiten bietet. Ich nutze alle möglichen Filme und habe nicht so feste Präferenzen, aber am häufigsten verschieße ich wahrscheinlich Kodak Gold, weil Portra und Co. einfach zu teuer sind.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Ich lasse meine Filme bei einem Labor entwickeln, aber bestelle nur die Negative, damit ich die Filme zu Hause selbst scannen kann. Ich nutze dafür meine Digitalkamera mit einem alten manuellen Makroobjektiv und konvertiere die Negative mit Negative Lab Pro in Lightroom.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Puhh, einfach einen Ratschlag aus dem Nichts hervorzubringen ist nicht so einfach, haha. Ich teile einfach mal einen Gedanken, den ich letztens hatte, der meines Erachtens wichtig ist: Ich habe auf YouTube einen Kommentar zu einer Bilderserie bekommen, der behauptete, dass ich mit meinen schlechten Bildern die Rolle verschwendet hätte. Dem stimme ich aber nicht zu, denn, um gute Bilder machen, muss man erst schlechte Bilder machen. Schlechte Bilder sind ein unausweichlicher Teil des Weges zu guten Bildern. Deswegen waren die (tatsächlich nicht sonderlich guten) Bilder dieses Tages keine Verschwendung des Films, sondern ein nötiger Schritt in die richtige Richtung.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Wenn man es bedacht macht, ist es ein Segen, meines Erachtens. Es hat lange gebraucht, ein für mich persönlich passendes Format zu finden, wie ich meine Fotografie auf Instagram teilen kann. Erst als ich es gefunden hatte, realisierte ich, wie wichtig dieser Fund eigentlich war. Für mich ist Instagram einfach eine weitere Form der Beschäftigung mit den eigenen Bildern und somit eine Form der Selbstreflexion.
Seit gar nicht so langer Zeit veröffentliche ich meine Arbeiten in Karussell-Form (ich denke, so nennt Instagram das Format.). Das heißt, dass ein Post mehrere Bilder enthält – ich begrenze mich meist auf fünf. Das entnimmt jedem Bild das Gewicht und damit mir den Druck, weil ich sonst das Gefühl bekäme, dass ein einzelnes Bild ja aus meiner Sicht so gut sei, dass ich es teilen möchte. Dadurch, dass aber fünf Bilder in einem Post enthalten sind, bekommt das für mich einen entspannteren Eindruck. Hinzu kommt, dass ich nummeriert in der Caption jedes Bild beschreibe. Meist schreibe ich da einfach wann oder in welcher Situation das Bild entstand und eventuell sogar, was mir daran gefällt. So wird der Prozess des Teilens für mich eine Form der Reflexion der Bilder.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
Ich habe gerade einmal fünf, deswegen kann ich da nicht aus so einer großen Sammlung sprechen. Deshalb erwähne ich mal nur eines, was mein Liebling ist, nämlich “Some Kind of Heavenly Fire” von Maria Lax. Wie bereits erwähnt, inspiriert mich Maria Lax im Bereich der surrealistischen Fotografie. Dieses Buch ist eine surrealistische Gestaltung einer dokumentarischen Arbeit, in der sie sich mit angeblichen Ufo-Sichtungen in einer kleinen finnländischen Stadt beschäftigt.