Im Gespräch mit
Jordanna Kalman
New York, USA
Hi Jordanna, bitte stell dich kurz vor.
Ich lebe und arbeite in Upstate New York. Meine Dunkelkammer ist mein Küchentisch. Ich habe mit 14 Jahren angefangen zu fotografieren. Mein Vater war freischaffender Fotograf und hatte in unserem Haus eine Dunkelkammer eingerichtet, in der er mir beibrachte, wie man Filme entwickelt und Abzüge macht. Ich habe einen BFA in Fotografie vom Purchase College und einen MA in Fotografie vom London College of Communication.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Ich liebe die Arbeit mit Film, weil sie so viele Sinne anspricht. Das Einlegen von frischem Film in die Kamera, das Geräusch des auslösenden Verschlusses, dann das Aufspulen auf die kalte Stahlspule und das Zuhören, wie er beim Aufspulen knistert. Der Geruch der Chemie und die Vorfreude auf das, was auf dem Film zu sehen sein wird – all das ist so wunderbar.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Es ist jetzt wahnsinnig teuer, und die Qualität des Films ist viel schlechter als früher. Aber ich beschäftige mich lieber mit diesen Dingen als mit der digitalen Technik, wo alles so sauber und ordentlich ist.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Die meisten meiner Arbeiten sind heute konzeptionell und arbeiten mit der Form.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Meine Lieblingsfotograf:innen sind Julia Margaret Cameron und Robert Frank. Sie haben zwar keinen direkten Einfluss auf den Look meiner Arbeit, aber ihre emotionale Intensität ist etwas, das ich versuche, nachzuahmen.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Ich arbeite gerne mit alten Pressekameras, weil sie nicht perfekt sind und weil sie sehr schwer sind. Wenn ich alleine unterwegs bin und mich bedroht fühle, kann ich die Kamera als Waffe benutzen.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Ich fotografiere mit Film, entwickle ihn in meiner Küche, scanne ihn ein und bearbeite ihn mit Photoshop, um Staub zu entfernen und Kontrast und Helligkeit anzupassen.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Arbeitet hart, macht viele Fehler, seid freundlich.
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Leider ist IG in den letzten Jahren ein schrecklicher Ort geworden. Früher war es eine wunderbare Möglichkeit, mit Leuten in Kontakt zu treten, Arbeiten zu teilen und zu sehen, aber jetzt ist es ein Strom von Werbung und fast unmöglich, Beiträge zu sehen und Beiträge gesehen zu bekommen. Das bereitet mir totale Kopfschmerzen. Ganz zu schweigen von der Voreingenommenheit gegen Nacktheit auf der Plattform, die sehr ärgerlich ist. Aber es ist so ziemlich der einzige Ort, an dem ich meine Arbeit zeigen kann, wo es ein Publikum dafür gibt, und dafür bin ich dankbar.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
Andrea Modica “Treadwell”, Bryan Graf “Wildlife Analysis” und Nicolai Howalt “Old Tjikko”.