Im Gespräch mit
Mike Woll
Karlsruhe, Deutschland
Hi Mike, bitte stell dich kurz vor.
Hi, ich bin 23 Jahre und arbeite aktuell als Mediengestalter in Karlsruhe, nebenbei bin ich ziemlich viel am Fotografieren. Das Ganze fing 2016 an als ich eine alte Point & Shoot Kamera bei meinen Eltern gefunden hatte. Nach und nach habe ich mir dann immer mehr zur analogen Fotografie beigebracht und mich mehr mit manuellen Kameras beschäftigt – offiziell habe ich Fotografieren nicht gelernt.
Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?
Am meisten reizt mich eigentlich, dass man nie zu 100 % weiß, ob das Bild gelungen ist — und, dass man warten muss bis der Film entwickelt ist. Mich fasziniert gerade dieser „Prozess“: Vom Belichten des Films bis zum fertigen Bild. Man braucht Zeit, Geduld und Konzentration, wodurch sich das Fotografieren sehr verlangsamt. Darüber hinaus sind vor allem die Farben, Dynamik und das Korn von analogen Filmen einzigartig.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?
Nachteil beim analogen Fotografieren ist selbstverständlich der Preis für Film, Entwicklung und Scannen. Daraus ergibt sich allerdings ein Vorteil: Man arbeitet konzentrierter und genauer, da jedes Bild kostet. Fotografieren auf Film gibt einem zusätzlich einen großen Gestaltungsspielraum und verzeiht teilweise auch Fehler bei der Belichtung.
Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?
Ich konzentriere mich nicht direkt auf einen Schwerpunkt. Ich fotografiere meistens das, was mir gerade so entgegenkommt. Teils sind es dokumentative- oder Street-Fotografien und teils sind es Landschaften und Portraits.
Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?
Die Arbeiten von Daniel Arnold, Bruce Gilden, Ian Howorth und William Eggleston inspirieren mich sehr! Natürlich gibt es noch einige andere Fotograf:innen deren Arbeiten mich begeistern.
Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?
Am meisten fotografiere ich mit einer Canon Canonet QL17, Nikon FM2 und bestimmte Motive arbeite ich dann mit der Mamiya RZ67. Für Schwarzweiß verwende ich Ilford HP5, Kodak TriX; für Farbe Kodak Portra.
Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?
Die Filme gebe ich zur Entwicklung ins Labor. Anschließend scanne ich die Bilder selbst und bearbeite sie dem Film entsprechend.
Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?
Viel fotografieren und ausprobieren!
Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?
Ich denke beides. Zum einen Fluch, da man irgendwie gezwungen ist, der Bilder- und Informationsflut standzuhalten. Und Segen zum anderen, da es sehr einfach ist, seine Arbeiten zu zeigen, andere Arbeiten zu sehen und sich mit anderen Fotografinnen und Fotografen auszutauschen.
Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?
Bruce Gilden – „Lost and Found“
Joel Meyerowitz – „Cape Light“
William Eggleston – „The Democratic Forest“