Sara Matzenbacher
Im Gespräch mit

Sara Matzenbacher

Aliso Viejo (Kalifornien), USA

Hi Sara, bitte stell dich kurz vor.

Ich bin in Portugal geboren. Habe 15 Jahre in Hamburg gelebt und bin vor vier Jahren nach Kalifornien ausgewandert. Ich lebe in Aliso Viejo, in Südkalifornien. Die Stadt ist stinklangweilig, aber glücklicherweise nur eine Stunde entfernt von Los Angeles oder San Diego. Der Strand ist nur 20 Minuten entfernt. Die Berge und die Wüste erreicht man in zwei Stunden. Also, es fehlt nicht an tollen Fotomotiven!

In meiner Jugend habe ich nur Analog fotografiert. Ich habe Fotografie geliebt und mit 17 wollte ich Fotografin werden. Damals hatte aber das Universum andere Pläne für mich! Letztes Jahr im Herbst (fast 18 Jahre später!) habe ich angefangen Fotografie zu studieren. Im September 2021 habe ich mich entschlossen, wieder eine analoge Kamera zu kaufen. Nun habe ich zehn. Alte Liebe rostet auch nach langer Pause nicht!

Welche Bedeutung hat für dich analoge Fotografie? Was reizt / fasziniert dich daran?

Ich habe die analoge Flamme wieder entfacht, zu einer Zeit, in der sich vieles in meinem Leben verändert hat. Meine analoge Fotografie ist der Raum, in der ich mich selbst treffe, ohne Wenn und Aber. Es ist ein Raum, wo ich meine Obsessionen erforschen kann, ganz ohne Zurückhaltung. Da fühle ich mich frei sowohl das Schöne aber auch das Hässliche festzuhalten und einen Ausdruck zu geben. Ich liebe Gegensätze.

Analog zu fotografieren in einem digitalen Zeitalter wo alles an einem vorbeirast fühlt sich sehr antagonistisch an. Und ich schwamm schon immer gerne gegen den Strom. Gleichzeitig ist analog zu fotografieren auch sehr therapeutisch und meditativ. Ich liebe das langsame Tempo und die damit verbundene Achtsamkeit.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile der analogen Fotografie?

Analog zu fotografieren, kann schnell teuer werden. Jedes Mal der Auslöser gedruckt wird, kostet es Geld. Das ist ein Nachteil, aber auch ein Vorteil, denn es zwingt mich vorsichtiger und kritischer zu sein: will ich das, was ich gerade sehe, wirklich fotografieren?

Analoge Fotografie hilft mir dabei zu entdecken und verstehen, was mir wichtig ist. Gleichzeit bin ich „gezwungen“ bessere Bilder zu machen, da ich meistens mir genug Zeit nehme und auf Details achte bevor ich schieße. Ich habe gelernt meine Bilder viel mehr wertzuschätzen und der Fokus auf Qualität anstatt Quantität zu setzen.

Konzentrierst du dich bei deinen Arbeiten auf einen bestimmten Schwerpunkt?

Zum größten Teil, mein Schwerpunkt ist das Eigenartige und das kann viele Formen annehmen. Deshalb fotografiere ich fast alles, was mir vor die Linse kommt und mich in dem Moment inspiriert oder berührt. Es ist fast alles dabei von Street zu Landschaft, bis hin zur Architektur — Religion und Tod sind oft ein Thema. Ich habe vor kurzem ein Projekt gestartet, bei dem es nur um Trauerfotografie geht. Porträts habe ich bislang eher selten fotografiert, und wenn waren es meistens Selbstporträt.

Gibt es (analoge) Fotograf:innen, die deine Ästhetik und Herangehensweise beeinflusst haben?

Es gibt bestimmt viele, die mich indirekter Weise beeinflusst haben. Thematisch am meisten inspiriert mich Andres Serrano, Robert Misrach und Graciela Iturbide.

Gibt es bestimmte Kameras oder Filme mit denen du bevorzugt arbeitest?

Es kommt wirklich auf den Tag an und wohin es gehen soll. Ich liebe die Canon A1. In letzter Zeit fotografiere ich am meisten mit der Canon Rebel T2 und mit der Nikon FA. Ich genieße es auch Medium Format mit der Yashica A zu shooten. Oft habe ich mehrere Kameras dabei, wenn ich geplant habe, intensiver zu fotografieren. Aber ich gehe nie aus dem Haus, ohne wenigstens eine kleine Point and Shoot in der Tasche zu haben. Die beste Kamera ist schließlich immer die, die man dabei hat.

Was Film betrifft, shoote ich am häufigsten mit Kodak Portra 400, FujiFilm Superia x-tra 400, Ilford Delta oder Lomography Berlin.

Apropos Filme: Wie sieht dein Workflow aus?

Nach dem Shooten schicke ich meine Filme ins Lab zum Entwickeln und Scannen. Ich bin kein Fan von extremer Nachbearbeitung. Ich korrigiere die Farbe und schneide das eine oder andere Bild etwas zu und das war es.

Welchen Rat würdest du anderen Fotograf:innen geben, die dieses Interview lesen?

Ich fotografiere aus dem Bauch heraus, sozusagen. Ich bevorzuge Intuition anstatt Technik oder fotografische Regeln. Das Einzige, was ich raten kann, ist, gehe eine Liebesbeziehung mit deiner Kamera (oder Kameras, denn hier ist Polyamorie hundert prozentig erlaubt!) ein. Genieße die Tiefe und Intimität, die dabei entsteht, während ihr euch kennenlernt. Für mich erfolgreich zu fotografieren ist nicht, dass am Ende des Tages viele tolle Bilder entstehen, sondern, dass du in deine Seele geschaut hast und die Erfahrung einen bleibenden Eindruck in dir selbst gelassen hat.

Falls du deine Arbeiten auf Instagram veröffentlichst: Fluch oder Segen?

Bis jetzt war meine Erfahrung auf Instagram positiv. Ich mag den Austausch und genieße es, die Arbeit von anderen Kreativen zu sehen und folgen. Aber ich nehme es nicht zu ernst. Es ist nett, wenn andere dort meine Fotos genießen, aber ich investiere nicht viel Zeit oder Energie neue Follower zu bekommen oder ähnliches. Ich bin lieber draußen und fotografiere tote Vögel.

Welche drei Fotobücher kannst du empfehlen / sollte man unbedingt besitzen?

Es gibt nichts, was man unbedingt besitzen sollte, außer eine Kamera und Filmrollen. Aber ich empfehle „Border Cantos“ von Robert Misrach, „Body and Soul“ und „Holy Works“ von Andres Serrano.

Vielen Dank für deine Zeit!

Präferenzen

Kamera/s

Canon A1, Canon Rebel T2, Canon Elan 7e, Nikon FA, Olympus AZ-1, Zoom Yashica A

Film/e

Kodak Portra 400, Fujifilm Superia 400, Lomography Berlin, Ilford Delta 400

Farbe & s/w

Farbe & S/W

Ausgewählte Arbeiten

© Sara Matzenbacher
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© Sara Matzenbacher
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